ZIVILDIENST / Händeringend suchen die Johanniter Zivis, um das Sommerloch zu überbrücken
Pflege eine wertvolle Erfahrung
Die Lage auf dem “Markt” für Zivildienstleistende (Zivis) hat sich in den vergangenen Jahren sehr zum Nachteil für die Hilfsorganisationen entwickelt.
BOPFINGEN/AALEN Der Kreisvorstand der Johanniter, Eberhard Schieble, erklärt, warum: Seit 1990 wurde die Zivildienstzeit von zwanzig auf zehn Monate halbiert. Die meisten Zivildienstleistenden machen Abitur und starten im August oder September mit ihrem Dienst. So beenden die Zivis im Mai oder Juni des folgenden Jahres ihren Dienst. “Ihre Nachfolger kommen aber erst wieder im August und so haben wir ein außerordentliches Problem, den Bedarf den Sommer über zu decken. Wir haben ein richtiges Sommerloch. Außerdem ist bei den jungen Leuten eine unheimliche Hemmschwelle vor Betreuungsaufgaben vorhanden”, weiß Schieble aus Erfahrung. Wenn sich hingegen mehr Nicht-Abiturienten melden würden, ließe sich die Einberufung zum Zivildienst so kalkulieren, dass der Betreuungsbedarf das ganze Jahr über gedeckt wäre. Schieble: “Der Versuch, die Einberufungen hinauszuzögern, hat nicht wirklich funktioniert. Das Angebot an Zivi-Stellen ist so groß, dass die Leute eben dort zugreifen, wo sie als erstes etwas bekommen. Und wir haben das Nachsehen. Fahrdienste sind weitaus beliebter bei Zivi-Anwärtern als Betreuungs-Jobs.”
Die Ostalbkreis-Johanniter haben vor Jahren ihre Fahrdienst-Stellen abgebaut, um den Betreuungsbereich zu stärken. Dies jedoch erwies sich als Bumerang. “Die Zivis gehen eben zur Konkurrenz, bei der sie die zehn Monate hinterm Steuer verbringen dürfen. Es gibt einen riesigen Bedarf in der Behinderten- und Altenpflege und wir versuchen händeringend, diese Aufgaben attraktiver zu machen”, so Schieble. Und trotzdem klemmt es an allen Ecken und Enden bei der Pflege.
Dabei sind die Betreuungs-Zivis, haben sie sich erst einmal an ihre Aufgabe gewöhnt, diejenigen, die mit ihrem Dienst am zufriedensten sind, merken sie doch welche wichtige Arbeit sie tun. Das weiß der Kreisvorstand aus vielen Gesprächen: “Ich kenne keinen, der seinen Job nicht als wertvolle Erfahrung erkannt hat.” pe
Kontakt per SMS
RIESBÜRG-UTZMEMMINGEN “Matthias macht es uns einfach”, erzahlt Daniel Wälder (20), einer der fünf Zivildienst-leistenden, die derzeit Matthias Küffner zur Hand gehen. „Ich hatte wirklich vor meinem Zivildienst noch nichts mit Behinderung und Rollstühlen zu tun. Aber Matthias zeigt uns am Anfang ja alles ganz genau. Danach sind es ja nur immer wieder die gleichen Handgriffe und es ist nicht mehr viel Geschäft.”
Die Wohnung von Matthias sei sehr behindertengerecht eingerichtet, so dass es keine schwere körperliche Arbeit sei. Wälder berichtet, dass man auch in den Freiwochen zwischendurch Kontakt per E-mail oder SMS halte. Und die ge-meinsamen Ausflüge ins Kino seien im-mer sehr lustig. „Wir haben ein recht freundschaftliches Verhältnis.” pe
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