„Ein Traum wurde wahr…“

Arbeitsplätze für körperbehinderte Menschen sind Mangelware. Laut Arbeitsamt waren im April 1993 im gesamten Bundesgebiet ca. 171.253 behinderte Arbeitslos gemeldet.
Ihre Tage bestehen dann aus Langeweile oder irgendwelchen Tätigkeiten
die sie völlig unterfordern.

Seit September 1978 besuchte ich die Konrad-Biesalski-Schule in Wört. Mit dem Kindergarten angefangen beendete ich sie mit dem Hauptschulabschluß. Als ich dann im Sommer ’89 in die neu entstandene Praxisstufe überging, wurde mir der erweiterte Umgang mit dem Computer und das Programmieren beigebracht. In den nun folgenden 3 Jahren erstellte ich Lernprogramme für Deutsch, Mathematik, Geometrie, Englisch, Reaktion und Wahrnehmung. Die Software war dafür konzipiert leicht verständlich mit Hilfe von grafischen Symbolen jüngeren Schülern spielerisch etwas beizubringen. Produkte wie „Geo“, „Auto-Race“, „Bruchpilot“ usw. waren das Ergebnis. Während dieser Zeit lernte mich Christoph Jo. M\’fcller kennen. Er ist Chef einer Firma die Computerhilfsmittel f\’fc r Behinderte herstellt und verkauft.Darunter kann man sich Dinge vorstellen wie z.B. eine Mini-Tastatur für Behinderte mit eingeschränkten Bewegungsradius der Hände, Großfeld-Tastaur für z.B. feinmotorisch Gestörte oder gänzlich anderen Hilfsmitteln wie spezielle Sensoren (Puste-Sensor, Bewegungs-Sensor Mini-Sensor etc.) oder Geräte die es ermöglichen einen geschriebenen Text vom PC sprechen zu lassen sowie anderen Hard- und Software Hilfsmitteln.

Probeweise begann ich damit eine Software zu erstellen, die Ebenfalls unter die Rubrik „Computerhilfsmittel für Behinderte“ viel. Es sollte auf dem Bildschirm eine kleine Tastatur darstellen deren Buchstaben in einem bestimmten Rhythmus abwechselnd Farbig (z.B. rot) wurden. Mit einem Sensor, der individuell ausgewählt und angepaßt werden kann, sollte der markierte Buchstabe übernommen werden als ob er auf der Tastatur gedrückt wurde. Das sollte der Anfang meiner beruflichen Laufbahn werden, denn die Fa. INCAP wollte mich einstellen.

Da es mir nicht möglich ist täglich nach Birkenfeld zu fahren wurde mir, in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt in Aalen, der Fa. INCAP GmbH und der Konrad-Biesalski-Schule im September 1992ein sogenannter „Satellitenarbeitsplatz“ in Wört mit einer kompletten Computerausrüstung eingerichtet. Per Telefon, Fax, Modem und Post bekomme ich z.B. Arbeitsaufträge und auch die restliche Kommunikation läuft darüber.

Nun Arbeite ich seit über 9 Monaten und ich danke Gott, daß ich nicht der 171.254 behinderte Arbeitslose bin. Jetzt habe ich einen Job für den ich Verantwortung trage, für den ich Gesund sein muß, etwas für das man Kämpfen kann und der mir Mut und Selbstbewußtsein gibt. Arbeitslos Zuhause sitzen währe unvorstellbar für mich. Eine Aufgabe ist für Behinderte sehr wichtig aber nicht irgendeine, sondern eine die dem Niveau des Behinderten entspricht.

Ich hoffe, daß noch viele Firmen behinderte Beschäftigen werden.

Ich konnte mein Hobby zum Beruf machen. Jetzt hatte ich das Gefühl etwas sinnvolles zu tun, indem ich anderen helfen konnte und vielleicht eine Art Vorbild für andere sein konnte um nicht den Mut zu verlieren.

Matthias Küffner
Bericht vom Juni 1993

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